Für Fans des (Survival)Horror Genres ist die Project Zero Reihe seit langen ein echter Geheimtipp. Ich habe mir damals zum Release den ersten Teil für die Xbox gekauft und war von diesem Spiel restlos begeistert. Seitdem bin ich absoluter Fan der Serie und habe mir alle bis jetzt erschienen Teile gekauft. Project Zero ist für mich ausserdem die letzte „große“ Serie des Horror Genres. Silent Hill wurde mit der Zeit immer schlechter und Resident Evil ist zu einem langweiligen First Person Shooter degeneriert. Bei Project Zero hingegen wurde bis jetzt mit jedem Part gute Arbeit abgeliefert und dementsprechend hoch waren auch meine Erwartungen an den neuen Teil.
Project Zero 5 entführt euch wieder nach Japan und zwar diesmal auf den wunderschönen Hikami Berg. Im Spiel selbst übernehmt ihr die Rolle der drei Protagonisten Yuri Kozukata, Miu Hinasaki und Ren Hojo. Alle drei werden Nacht für Nacht auf den schaurigen Berg gelockt, während sie versuchen dessen todbringende Geheimnisse aufzudecken.
Die Grundformeln der Serie wurden in den neusten Teil weitgehend übernommen. Ihr erkundet mit eurem Charakter abgelegene Waldstücke oder verlassene Häuser und werdet dabei immer wieder von den verschiedensten Spukgestalten angefallen. Diesen kann nur Schaden zugefügt werden indem man sie mit der Camera Obscura fotografiert. Je nach Qualität des Schnappschusses erhaltet ihr dafür Punkte die in Kamera Upgrades oder verschiedene Special Effekt Linsen investiert werden können.
Neu hingegen ist, dass die Project Zero typischen Save-Laternen einem modernen Checkpoint System weichen mussten. Finde ich etwas schade da diese Laternen für mich irgendwie ein Markenzeichen der Serie waren. 😦
Für Spieler die sich leicht verlaufen wurde eine Art Navigations-System eingefügt.(mir ist jetzt keine bessere Bezeichnung dafür eingefallen :D) Wenn ihr die rechte Taste des Gamepads drückt seht ihr wie ein weißer Schatten zum nächsten Story relevanten Punkt flaniert.
Die im 4. Teil eingeführte Geisterhand ist leider auch wieder am Start. Wenn ihr ein Item aufhebt kann es passieren das eine Geisterhand nach euch greift. Ich weiß nicht was sich die Entwickler dabei gedacht haben, aber die Hand nervt mich einfach nur. Freut euch schon mal aufs letzte Kapitel, denn da ist dauergrapschen angesagt …
Was mir beim ersten Anspielen von Project Zero 5 sofort auffiel, war die wunderschöne Grafik des Spieles. Die Entwickler haben hier wirklich fantastische Arbeit geleistet. Die detailreichen Gebiete des Hikami Berges haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Abgerundet wird das Ganze noch durch schöne Regen-, Wasser-, Licht- und Nebeleffekte. Dadurch wirken die Schauplätze sehr authentisch und dem Spieler wird das Gefühl vermittelt diese gruseligen Orte wirklich zu erkunden. Ein weiteres nettes grafisches Detail ist, dass die Kleidung der Charaktere nass wird wenn diese ins Wasser fallen oder durch den Regen laufen.
Beim Sound konnte Project Zero schon immer in der ersten Liga mitspielen. Das ist beim neuen Teil nicht anders. Die Soundkulisse ist einfach hervorragend. Knarzende Dielen, stöhnende Geister, verstörende und beklemmende Umgebungsgeräusche und das alles in wunderschönen 5.1 Surround. Die Grafik und Soundeffekte des Spieles passen wie die Faust aufs Auge und harmonieren wunderbar miteinander.
Wenn man als Project Zero Fan an das Wii U Gamepad denkt, ist der erste Gedanke „Wow das passt doch perfekt zusammen“. Gesteuert werden die Charaktere mit dem Wii U Gamepad. Auf dem Second Screen des Pads werden wahlweise das normale Spielgeschehen oder die aktuelle Umgebungskarte angezeigt. Wenn ich das Spiel im Dunkeln spiele stört mich aber die Map etwas, da sie einfach zu hell ist. Hier hätte man besser dunklere Farben wie bei ZombiU ausgewählt.
Sobald die Camera Obscura aktiviert wurde, wird das Spielgeschehen auf dem Second Screen dargestellt und man muss versuchen mit der Kamera (Pad) einen günstigen Schnappschuss von den Geistern zu machen. Dabei kann man die Kamera entweder mit dem Gyro-sensor des Wii U Pads oder mit dem rechten Analog-Stick steuern. Ich selber nutze dabei nur den Stick, da mir die Gyro-Steuerung etwas zu ungenau ist und man mit ihr die wildesten Turnübungen und Verrenkungen auf dem Sofa vollführen muss.
Die Charaktere lassen sich „Project Zero typisch“ wieder mal etwas träge steuern. Manchmal habe ich irgendwie das Gefühl einen kleinen Panzer über den Hikami Berg zu schieben. Die Taktik: Einfach mal paar Meter weglaufen, umdrehen und ein Foto schießen ist im Spiel nicht immer ganz so leicht umzusetzen.
Beim längeren Spielen von Project Zero offenbaren sich dann leider auch ein paar Schwächen im Gameplay.
Der erste wäre der Überfluss an Heil-Gegenständen. Ich habe das Spiel auf normal gespielt und hatte nach Abschluss der Kapitel meist 20+ Kräutermedizin und diverse Weihwasser übrig.
Auch Filme waren immer reichlich vorhanden. Wenn man so mit Gegenständen überflutet wird geht einiges an „Gruselstimmung“ verloren, da ich meine Ressourcen nicht mehr sparsam und überdacht einsetzen muss.
Mir ist außerdem aufgefallen, dass Geister in Project Zero 5 häufiger auftauchen als in seinen Vorgängern. Das beste Negativbeispiel dafür war für mich das letzte Kapitel. Ich wurde in innerhalb von 15 Minuten dreimal von demselben Geister-Ensemble angefallen (eine Priesterin und 2 Gehängte). Kurz darauf wurde ein eigentlich schön gruseliger Endgegner recycelt und als ich die nächste Tür öffnete, kamen schon 2 weitere Pappnasen angewetzt. An solchen Stellen geht dann das Horror Feeling gegen Null, da man sich eher Ego-Shooter mäßig durch die Geisterhorden fotografiert.
Zum Glück trifft das nicht auf das gesamte Spiel zu. Es gibt viele gute Level im Spiel wo die Geister gut dosiert eingesetzt werden, und man aufgrund der zum zerreißen gespannten Atmosphäre
Angst hat um die nächste Ecke zu gehen oder Tür zu öffnen.
Ein weitere sinnfreie Neuerung ist diese automatische Itemanzeige. Sobald man einen Raum betritt werden sofort Richtungspfeile zu allen versteckten Gegenständen angezeigt. Für einen erkundungsfreudigen Spieler wie mich, der jeden Winkel des Spieles absucht, ist das ein ziemliches Defizit, denn das Stöbern in Schubladen, Kisten und finsteren Ecken wird somit komplett überflüssig. Auch auf Rätseleinlagen wurde diesmal völlig verzichtet. Es gibt zwar die typischen Project Zero „Mach ein Foto von der Szenerie“ um den Fluch vom Türknauf zu entfernen Suchspiele,
aber kleine Logikrätsel wie in den anderen Teilen gibt es leider gar nicht mehr.
Ansonsten hat man im Spiel mit den typischen Project Zero Problemen zu kämpfen. Backtracking, etwas schwammige Steuerung, Geistern die an den unmöglichsten Stellen auftauchen. Aber als Fan der Serie ist man das inzwischen schon gewohnt, wenn man mal wieder auf dem Grundriss einer Telefonzelle gegen mehrere Geister antreten darf und diese ab und zu in den Wänden verschwinden.
Selbst als absoluter Fan der Serie muss ich leider eingestehen das der neueste Teil an manchen Stellen etwas schwächelt. Trotz diverser Kritikpunkte überwiegen für mich aber die positiven Aspekte des Spiels, denn Project Zero 5 ist immer noch ein gutes Horror Spiel, dass seine Stärken in den Bereichen Atmosphäre, Grafik und Sound voll ausspielen kann. Wenn ihr ein Wii U besitzt und mit dem Genre etwas anfangen könnt, solltet ihr euch das Spiel zulegen.
Abschließend möchte ich noch meinen Senf zur Zensurpolitik von Nintendo abgeben. Wie im Remake des 2. Teils wurden auch bei Project Zero 5 die Bikinikostüme entfernt. Laut jpgames.de wurde wohl auch die Schwupptizität der Brust-Physik reduziert. Ich bin kein Freund von solchen Zensuren aber Bikinis in Project Zero sind für mich so sinnvoll wie ein Brennholzverleih. Das zerstört für mich die ganze Atmosphäre des Spiels, wenn man in Unterwäsche/Bikini auf Geisterjagd geht. Da passen Kimonos und Schulmädchenuniformen wesentlich besser ins Spiel. 😉
Wenn ihr noch mehr Project Zero Screenshots sehen wollt, dann klickt einfach auf den folgenden Link: Project Zero Screenshot Galerie